Beatriz Geschichte

Eine Unerwartete Diagnose
Ich kam mit meiner Familie vor 10 Jahren aus Andalusien in die Schweiz und lebe heute im Berner Oberland. Ich arbeite im eidgenössischen Finanzdepartement als Immobilienmana- gerin. Ich bin sehr aktiv und vielbeschäftigt. So war ich zunächst nicht erstaunt, als ich vor mehr als einem Jahr vermehrt müde und erschöpft war. «Ich habe mir wohl einfach etwas zu viel aufgeladen» sagte ich mir. Doch dann kamen schier unerträgliche Rückenschmerzen hinzu. Da ich immer gesund war, habe ich beschlossen die Hausärztin aufzusuchen. Die verschriebenen Schmerztabletten brachten keine Linderung und erst nach einer Blutuntersuchung im Inselspital war klar: Ich habe Akute Lymphatische Leukämie (ALL) mit Philadelphia Chromosom.

Die Diagnose kam wie ein Schlag ins Gesicht. Es war ein totaler Schock für mich und meine ganze Familie. Der Arzt sagte mir, dass ich es schaffen werde, aber es fühlte sich an wie ein Berg, den ich erklimmen musste.

Im Spital stellte man fest, dass die Leukämie schon relativ weit fortgeschritten war, deshalb musste sofort mit der Behandlung begonnen werden, Chemotherapie Zyklus 1. Mit jedem Tag fühlte ich mich schwächer. Trotz der Umstände, in denen ich mich befand, fand ich die Kraft, die Arztbesuche für meine Eltern zu übersetzen. Es war eine sehr schwierige Zeit, denn nicht alles waren gute Nachrichten und ich musste die richtigen Worte finden, um auch meinen Eltern Hoffnung zu geben.

Die Tage wurden zu einer unendlichen Achterbahnfahrt aus Hoffnung und Verzweiflung. Doch selbst in den dunkelsten Momenten gab es Lichtblicke. Das Lächeln meiner Nichte, die liebevolle Umarmung meines Freundes, die Anwesenheit meiner Mutter – sie gaben mir die Kraft, weiterzumachen.

Der Tag der Transplantation
Doch dann kam der Tag, an dem sich alles ändert. Der Tag and dem ich erfuhr, dass Hoffnung für mich bestand. Es wurden vier passende Spender oder Spenderinnen gefunden! Ich konnte mein Glück kaum fassen.

Da sich Spender und Empfängerin zum Schutz beider Parteien nicht kennenlernen dürfen, kreierte ich eine fiktive Welt rund um die Person, die für mich spenden würde. Ich nannte meine Spenderin Maria und habe mir ausgemalt, wie alt sie ist, wo sie wohnt und wie sie aussieht.

Zwei Monate vor der Transplantation tauchte die Leukämie wieder auf, was alles viel komplizierter und riskanter machte, so dass die Ärzte vor der Transplantation mit intensiver Chemo- und Strahlentherapie die Krebszellen erst wieder beseitigen mussten. Bevor der Beutel mit den gespendeten Blutstammzellen eintraf, bastelte ich mit meiner Mutter ein grosses Plakat mit der Aufschrift «Willkommen Maria» und wir schmückten das Spitalzimmer mit Blumen und Girlanden. Ein Willkommensfest für unsere anonyme Heldin.

Die Transplantation mit «Marias» Blutstammzellen erfolgte dann am 7. November 2023 im Universitätsspital Basel. Auf die Infusion mit den fremden Blutstammzellen reagierte ich heftig. Plötzlich hatte ich Wasser in den Lungen, ich bekam fast keine Luft mehr. Ich hatte Wunden im Mund bis hinunter zum Magen. Mein Körper wäre beinahe kollabiert, die Schmerzen schier unaushaltbar. Ausserdem litt ich unter starken Hautreaktionen. Ein Anzeichen für eine akute Abstossungsreaktion.

Ich möchte etwas zurückgeben
Doch nach zwei Monaten ging es mir besser und mein Körper gewöhnte sich Tag für Tag mehr an die neuen Blutstammzellen. Vor Neujahr durfte ich nach Hause zu meiner Familie, um mich dort weiter zu erholen und gesund zu werden. Ich bin sehr stolz auf meinen Spender und werde ihm mein ganzes Leben lang für seine Menschlichkeit und sein gutes Herz danken.

Heute habe ich schon wieder genug Energie geschöpft, um Tatendrang zu entwickeln. Es macht mich traurig zu wissen, dass es immer noch Menschen gibt, die keinen passenden Spender finden. Ich wusste, ich muss etwas tun, sobald es mir besser geht. Ich möchte möglichst viele Leute dazu inspirieren, sich als potenzielle Spenderinnen und Spender zu registrieren – es ist die einfachste Art, jemandem das Leben zu retten!